Die Oldtimer Tankstelle am Brandshof – Geschichte, Nostalgie und Kultur in Hamburg
- J.Jung

- vor 2 Tagen
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Bei meinem Besuch an der Oldtimer Tankstelle Hamburg am Brandshof habe ich nicht nur Fotos geschossen, sondern auch ein Stück Hamburger Geschichte entdeckt. Hier wird deutlich, wie eng Mobilität und Kultur miteinander verbunden sind. Vom ersten Automobil auf Hamburgs Straßen bis zu den heutigen Oldtimer-Treffen erzählt dieser Ort eine Geschichte voller Nostalgie. Die Tankstelle ist längst mehr als ein Relikt – sie ist ein Treffpunkt für Liebhaber klassischer Fahrzeuge und ein kultureller Anker mitten in der Stadt.
Die ersten Autos in Hamburg
1894 fuhr Friedrich Hermann Faerber, Gründer des Panoptikums auf der Reeperbahn, das erste Auto durch Hamburg. Die Fahrzeuge wurden damals als „Kutschen ohne Pferde“ bezeichnet und galten als Spielzeug der Reichen.
1907 waren lediglich 471 Kraftwagen in der Stadt unterwegs. Mit dem wachsenden Bedarf nach Benzin nach dem Ersten Weltkrieg entstanden die ersten Zapfanlagen – im Volksmund „Eiserne Jungfrauen“ genannt. Benzin wurde vorher in Apotheken verkauft. Doch Geschäftsleute wollten diesen Markt nicht mehr nur den Apothekern überlassen, und so tauchten immer mehr vor den Geschäften, Wirtshäusern, Werkstätten und Läden Zapfanlagen auf, die direkt am Bürgersteig montiert waren.
Prominente Spuren – Dieter Thomas Heck
Auch Prominente haben ihre Spuren in Hamburgs Automobilgeschichte hinterlassen. So arbeitete Dieter Thomas Heck, der spätere Moderator der legendären ZDF-Hitparade, in jungen Jahren in einem Autohaus am Ballindamm.
Er absolvierte eine Ausbildung zum technischen Kaufmann und arbeitete bei der Hamburger Borgward-Generalvertretung Hugo Pfohe in Hamburg, bevor er zum Radio und Fernsehen wechselte und als "Mr. Hitparade" bekannt wurde.
Ein schönes Beispiel dafür, wie eng die automobile Kultur mit dem städtischen Leben und bekannten Persönlichkeiten verbunden war.

Die Entwicklung moderner Tankstellen
1927 eröffnete in der Hudtwalkerstraße die erste deutsche Tankstelle (Esso) mit eigener Zufahrt, mehreren Zapfsäulen und einem Tankwart. Damit begann eine neue Ära der Mobilität.
Bau der Großtankstelle am Brandshof
1953 entstand am Brandshof eine der ersten großen Tankstellen Hamburgs. Anders als die standardisierten Baukastentankstellen der Mineralölkonzerne wurde hier ein architektonisch eigenständiges Gebäude errichtet.
Ein Betonbau mit heller Fliesenfassade, typischer Stil der 1950er Jahre.
Die Lage war strategisch: Der Billhorner Röhrendamm war eine stark befahrene Straße mit Straßenbahnlinien, und die Nähe zum Großmarkt machte den Standort ideal. 1954 eröffnete die Deutsche Benzol-Vertrieb-GmbH die Tankstelle mit drei modernen Zapfinseln und sieben Säulen.
Stillstand und Verfall
Mit dem Bau des neuen Großmarktes und der Verlängerung der Amsinckstraße verlor die Tankstelle ihre Bedeutung. 1983 wurde der Betrieb eingestellt, die Tanks ausgebaut und das Gelände über Jahrzehnte von Werkstätten und Händlern genutzt. Erst 2010 konnte der Verfall gestoppt werden.

Oldtimer-Treffen und neue Perspektiven
Heute ist die Tankstelle ein beliebter Treffpunkt für Oldtimer-Fans. Klassische Fahrzeuge aus den 50er- bis 70er-Jahren finden hier eine Bühne, die Geschichte und Leidenschaft verbindet. Besucher genießen Benzingespräche, Kaffee und Kuchen im historischen „Erfrischungsraum“
Überwiegend Samstag und Sonntag aber auch Wochentags sind Oldtimer- und Youngtimer-Fahrer willkommen – „Hauptsache altes Blech“.
Veranstaltungen, Ausstellungen und spontane Treffen machen den Ort zu einem lebendigen Museum.

Radfahren und urbane Kultur
Die Tankstelle liegt direkt am Elbe Radweg und eignet sich ideal als Zwischenstopp für Radfahrer. Sie ist Teil von Routen durch die Vier- und Marschenlande und die Wasserkunstinsel Kaltehofe. So verbindet der Ort automobile Nostalgie mit moderner, nachhaltiger Mobilität.
Fazit
Die Oldtimer Tankstelle Hamburg am Brandshof ist mehr als ein Bauwerk vergangener Zeiten. Sie ist ein Ort der Begegnung, ein Denkmal für Hamburgs Verkehrsgeschichte und ein Symbol für den Wandel von Mobilität. Ob mit dem Oldtimer oder dem Fahrrad – wer hier vorbeikommt, erlebt Geschichte hautnah.













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